Veröffentlicht
von Inka Burow
um 17:54 in Hundeverhalten
Die
Berufsbezeichnung „Hundetrainer“ ist nicht geschützt. Ja, nicht mal der
Titel „Verhaltensberater“. Jeder darf sich diese Bezeichnungen auf
Visitenkarten drucken, Hundetraining und Verhaltensberatung anbieten. Will er
aber auch nur einen Cent damit verdienen, braucht er seit dem 1. August
2014 eine Erlaubnis nach § 11 Tierschutzgesetz zur gewerbsmäßigen
Anleitung der Ausbildung von Hunden durch den Tierhalter. Man sollte meinen,
dass es seitdem leichter wäre, gute Hundetrainer von schlechten zu
unterscheiden.
Auch Trainer
brauchen Training: Skipper und ich beim Staubsauger-Seminar mit der wunderbaren
Sonja Meiburg. (Foto: Martina Schoppe)
Eine
Erlaubnis nach dem „Elfer“ wird vom zuständigen Veterinäramt erteilt. Damit
fängt das Problem dann auch gleich an, denn woher sollen Tierärzte wissen, was
gutes Hundetraining ausmacht. Dazu kommt, dass es für das neue
Tierschutzgesetz, ein Bundesgesetz, keine Ausführungsverordnungen auf
Länderebene gibt. Die Folge: Jeder Amtstierarzt erteilt die Erlaubnis nach eigenem
Ermessen. Die logische Folge davon wiederum: Chaos.
Das bedeutet
nicht, dass die Erlaubnispflicht schlecht ist. Im Gegenteil. Ich bin dafür,
denn ein Hundetrainer kann in kurzer Zeit – sogar mit nur einem falschen, wenn
auch vermutlich gut gemeinten Tipp – viel Schaden und Leid anrichten. Nur die
Art und Weise, wie der „Elfer“ exekutiert wird, geht so nicht, denn es ist eben
nicht leichter geworden, gute Hundetrainer von schlechten zu unterscheiden.
Ich schreibe
in diesem Blogbeitrag daher einfach mal auf, welche Tipps ich gebe, wenn mich
jemand fragt, welche Hundeschule ich empfehlen kann. Also, ganz klar ist die
notwendige Bedingung, die ein Hundetrainer respektive eine Hundetrainerin – ich
weiß, die Gleichstellungskompetenz in meinem Sprachgebrauch lässt zu wünschen
übrig – erfüllen muss: Er beziehungsweise sie braucht die Erlaubnis nach dem
Tierschutzgesetz.
Meine
„Elfer“-Erlaubnis – erteilt vom Veterinäramt des Landkreises Hameln-Pyrmont.
Die
Erlaubnis macht auf dem Papier sachkundig, aber verlasst euch nicht allein
darauf. Ein guter Hundetrainer erfüllt auch noch einige hinreichende
Bedingungen. Ein guter Hundetrainer …
- trainiert stets gewaltfrei,
- geht immer respektvoll mit jedem Mensch-Hund-Team um,
- bildet sich regelmäßig fort,
- beantwortet offen alle Fragen zum Hundetraining.
Den ersten
Punkt will ich etwas näher ausführen. Es sollte zwar selbstverständlich sein,
dass Hundeerziehung gewaltfrei vonstattengeht. Leider ist oft genug sogar das
Training von Trainern, die auf ihrer Homepage mit Gewaltfreiheit werben, gar
nicht frei von Gewalt. Das werden sie natürlich abstreiten. Sie sagen: „Bei mir
wird nicht an der Leine geruckt.“ Und: „Bei mir wird doch kein Hund
geschlagen.“ Ich sage: „Das will ich ja wohl auch hoffen.“
Allerdings
ist jede Drohung mit oder Anwendung von schädigenden Mitteln auch Gewalt. Ein
Trainer, der Hunde bedrängt und damit Frust, Angst und/oder Aggression
hervorruft oder auch nur in Kauf nimmt, arbeitet – in meinen Augen – nicht
gewaltfrei. Die Einschränkung, dass ich das so sehe, mache ich, weil sich die
Bedeutung des Begriffs sowie die Bewertung von Gewalt im historischen und
sozialen Kontext ständig ändern.
Ihr müsst
aber keine Diskussion über die Definition von Gewalt führen. Lasst den
Hundetrainer, den ihr gerade in die engere Wahl zieht, einfach nicht damit
durchkommen, dass er nur beschreibt, wie das Training nicht abläuft. Ihr
dürft verlangen zu erfahren, wie das gewaltfreie Training aussieht. Noch
besser: Schaut es euch an. Dann könnt ihr auch gleich feststellen, ob der
Trainer die zweite hinreichende Bedingung erfüllt.
Hier sind
einige Sätze, die bei mir ein Alarmglöckchen klingeln lassen:
- „Hier arbeiten wir nonverbal (sprachlos), gewaltfrei und ohne Hilfsmittel.“ (Bitte fragt immer nach, warum ihr nicht mit eurem Hund reden solltet. Warum nonverbale Kommunikation nicht artgerechter ist, hat Regine Hochhäusler schlüssig aufgeschrieben.)
- „Durch straf- sowie signalfreies Training sichert man (…) nachhaltigen Erfolg.“ (Bockmist. Es gibt kein signalfreies Training. Woher sollte ein Hund denn wissen, ob ein Verhalten erwünscht oder unerwünscht ist, wenn er keinerlei Rückmeldungen, Signale, von uns bekommt.)
- „Kommunizieren statt konditionieren bedeutet, das direkte Gespräch ohne Dolmetscher wie Leckerchen oder Spielzeug mit dem Tier einzugehen.“ (Ja, ja, konditionierst du noch, oder kommunizierst du schon? Sorry, aber das ist Unsinn. Es gibt keinen Grund, Angst vorm Konditionieren zu haben. Das ist das Schnelllernprogramm der Natur, das immer abläuft – und das ist gut so. Die beiden Begriffe super erklärt hat Mirjam Bäuerlein, falls ihr euch doch auf eine längere Diskussion einlassen wollt.)
Leute, bitte
fragt, wenn euch etwas komisch vorkommt. Und horcht auf eure innere Stimme.
Im neuen Terminkalender
im Hundeblog habe ich die Seminare der Trainer, die ich definitiv
empfehle, mit einer kleinen fliederfarbenen Sonne (☀) gekennzeichnet.
Hier sind
zum Schluss noch vier Listen mit Hundeschulen, die sicher die oben genannten
Bedingungen erfüllen:
- Hundeschulen von Mitgliedern des Internationalen Berufsverbands der Hundetrainer (IBH)
- Hundeschulen von Mitgliedern des Berufsverbands der Hundeerzieher/innen und Verhaltensberater/innen (BHV)
- CumCane®-Trainer-Netzwerk
- Unterstützer der Initiative „Trainieren statt dominieren“
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